In Deutschland lässt sich die Wahrscheinlichkeit, ob ein Kind studieren wird, am Bildungsstand der Eltern ablesen. Laut der aktuellen Sozialstudie des deutschen Studentenwerks nehmen von 100 Akademikerkindern 83 ein Hochschulstudium auf. Dagegen studieren von 100 Kindern nicht-akademischer Herkunft lediglich 23, obwohl doppelt so viele die Hochschulreife erreichen. Die hohe finanzielle Belastung ist dabei nur einer von vielen Gründen, die Abiturienten, deren Eltern nicht studiert haben, häufig von einem Studium abhalten. Wer selbst aus einer nicht-akademischen Familie stammt und trotzdem studiert hat, weiß, dass die eigentliche Benachteiligung in einem großen Informationsdefizit besteht.
Die Internetseite ArbeiterKind.de zielt darauf ab, dieses Informationsdefizit zu beheben und Schüler aus nicht-akademischen Herkunftsfamilien zur Aufnahme eines Hochschulstudiums zu ermutigen. Auf ArbeiterKind.de können sich die Schüler über die Vorteile eines Studiums und die Berufsperspektiven für Akademiker informieren. Außerdem werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich ein Studium finanzieren lässt. Neben dem BAföG werden auch Studierende nicht akademischer Herkunft vorgestellt, die sich erfolgreich um Stipendien bei staatlichen und privaten Stiftungen beworben haben. Um die Schüler auch nach Ihrer Entscheidung für ein Studium als Studierende zu unterstützen, bietet die soziale Initiative ArbeiterKind.de darüber hinaus hilfreiche Informationen darüber, wie man wissenschaftlich arbeitet, im Ausland studieren kann, sich um Praktika bewirbt und schließlich erfolgreich das Examen meistert.
Neben dem Informationsangebot der Webseite helfen über 1000 Mentoren in ganz Deutschland bei Problemen persönlich weiter. Das Mentorenprogramm beinhaltet eine Kontaktliste zu 70 Ortsgruppen, die sich um Fragen oder Proble sofort kümmern. Das ist absolut kostenlos und ohne Verpflichtungen für die potenziellen Studenten.
Die ehrenamtlichen Team-Mitglieder von ArbeiterKind.de stammen überwiegend selbst aus nicht-akademischem Hintergrund und kennen daher die Probleme, mit denen Kindern aus hochschulfernen Familien während ihrer Schul- und Studienzeit konfrontiert sind aus eigener Erfahrung. Gegründet wurde die Initiative ArbeiterKind.de von Katja Urbatsch, die ebenso wie die weiteren Redakteurinnen Kirsten Pohl und Nadine Pippel als Mitarbeiterinnen und Doktorandinnen am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig ist.