Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit gehört zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis unbestritten zu den repräsentativsten Schüsselelementen schriftlicher Arbeiten. Vielen Gutachtern gilt sie als Einstieg in den Problemhorizont der Arbeit sowie als Richtschnur für die zu erwartende Breite und Tiefe in der Behandlung des Gegenstands. Gleichzeitig ist sie Gradmesser für die methodischen Strategien der Arbeit und die Souveränität, mit der der Autor sein Thema beherrscht.
Weil die Einleitung den inhaltlichen Anfang der Arbeit bildet und in komprimierter Form Einblick in die Arbeit gewährt, ist es geboten, für diesen Textteil besondere Sorgfalt zu investieren. Diese Empfehlung gilt unabhängig davon, ob es sich um eine Seminararbeit, eine Masterarbeit oder die Dissertation handelt. Legen Sie auf die Qualität Ihrer Einleitung so viel Gewicht, als hätten Sie nur mit dieser die Möglichkeit, Ihren Gutachter zu überzeugen.
1) Die Hauptaufgabe der Einleitung ist die Vorstellung des Themas der Arbeit und die Begründung für Themenwahl und Art der Durchführung. In einer möglichst allgemeinverständlichen sprachlichen Form ist das Kernthema mit den zu ihm gehörenden Aspekten zu skizzieren. Hierbei kann die Darstellung der persönlichen Motivation der gewählten Fragestellung ein Anknüpfungspunkt sein. Dazu zählt häufig die Bezugnahme auf (ggf. konträre) Forschungspositionen bzw. entsprechende sogenannte „Forschungslücken“, die den Innovationswert der Arbeit unterstreichen können. Letzteres ist insbesondere in komplexen Qualifikationsarbeiten (Masterarbeit, Dissertation, Habilitation) unverzichtbar.
2) Weitere zentrale Aufgabe der Einleitung ist die Erläuterung der zentralen Zielstellung der Arbeit und die Vorstellung Ihrer Untersuchungshypothese. Hier sollte angegeben werden, welchen Erkenntnisfortschritt die Untersuchung erbringen soll, welche Fragestellungen geklärt und welche Positionen oder Ergebnisse hinterfragt werden sollen. Dabei kommt es darauf an, Resultate des Hauptteils nicht vorwegzunehmen, sondern allenfalls anzudeuten und auf den eigentlichen Untersuchungsteil möglichst neugierig zu machen. Hierfür bieten sich eine oder mehrere Leitfragen an, welche die Basis der Forschungshypothese bilden. Sie sind Motor und Argumentationszentrum der Arbeit und entsprechend deutlich und allgemeinverständlich zu formulieren.
3) Schließlich hat die Einleitung auch einen ersten Einblick in die verwendete Auswertungsmethode und den Aufbau der Untersuchung zu geben. Hierbei kann auf den Inhalt der folgenden Kapitel Schritt für Schritt eingegangen werden. Wichtig hierbei ist, den Gang der Argumentation so zu erläutern, dass der Bezug der Teile aufeinander erkennbar wird, das gewählte Vorgehen in der Quellenauswertung plausibel erscheint und der rote Faden der Arbeit insgesamt kenntlich wird. Der Leser sollte am Ende der Einleitung also einen konkreten Überblick über die Gesamtheit der behandelten Inhalte und die Abfolge der einzelnen Untersuchungsschritte haben.
Der Umfang der Einleitung richtet sich nach den Arbeitenarten oder nach dem Komplexitätsgrad der wissenschaftlichen Arbeit, wobei der Gesamtumfang der Maßstab ist. Hier sind prozentual zehn Prozent des Gesamttextes als Orientierungswert zu empfehlen. Einleitungen können entsprechend zwischen einer Seite (z. B. bei einer insgesamt zehnseitigen Seminararbeit) oder dreißig Seiten (z. B. bei einer 300-seitigen Doktorarbeit) schwanken. Bei sehr langen Einleitungen empfiehlt sich eine Untergliederung mit Zwischenüberschriften, damit die Funktion der übersichtlichen Hinführung zum Thema noch gewährleistet werden kann.
! Expertentipp: Häufig wird empfohlen, die Einleitung erst nach dem Verfassen des Hauptteils zu formulieren, da erst am Ende der Untersuchungen die nötige Klarheit über das Erreichte vorliege. Hiervon ist unbedingt abzuraten. Formulieren Sie bereits mit Beginn der Schreibphase – am besten stichwortartig – die für Sie relevanten Aspekte zu den drei Kernbestandteilen der Einleitung (siehe oben). Nur so behalten Sie den Überblick über die Entwicklung Ihrer Fragestellung und die im Untersuchungsverlauf erreichten Erkenntnisfortschritte. Überarbeiten Sie nach erfolgter Fertigstellung des Hauptteils Ihre Einleitung erneut und dokumentieren Sie den erzielten Erkenntnisgewinn als Entwicklungsprozess.