Anforderungen an die Forschungsleistung
Mit der Masterarbeit (Master Thesis) wird die höchste Stufe im Masterstudiengang erreicht. Diplomarbeit und die (im Bologna-Studienmodell auslaufende) Magisterarbeit stellen analoge Formen von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten dar. Teilweise mehrjährige Auseinandersetzungen mit dem thematischen Gegenstand der Arbeit sind hier jeweils die Voraussetzung dafür, dass eine anspruchsvolle Themenstellung in der vorgegebenen Bearbeitungsfrist fachgerecht bearbeitet und dargestellt werden kann. Es ist also strategisch sinnvoll, bereits einige Wochen oder Monate im Vorfeld der Planung und vor dem Abschluss der übrigen erforderlichen Studienleistungen die Masterarbeit, Diplomarbeit oder Magisterarbeit thematisch einzugrenzen und gegebenenfalls mit dem ausgewählten Betreuer vorzubesprechen. Sofern es die Master-Prüfungsordnung erlaubt, ist auch die studienbegleitende Anfertigung der Arbeit eine sinnvolle Option zur frist- und qualitätsgerechten Fertigstellung.
Die Anforderungen an die Master Thesis schließen in formaler Hinsicht an die Kriterien der Bachelorarbeit (Bachelor Thesis) an. Aufgrund des erhöhten Umfangs von 60 bis 100 Seiten und der relativ langen regulären Bearbeitungsdauer von üblicherweise sechs Monaten ergeben sich allerdings neue Herausforderungen für das wissenschaftliche Schreiben. Das betrifft insbesondere die inhaltlichen Anforderungen.
Für die Masterarbeit gilt grundsätzlich die Forderung eines erkennbar eigenständigen Forschungsbeitrags für ein klar definiertes fachliches Problemfeld. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Arbeit (wie in der Dissertation) einen neuen Beitrag zur Forschung liefern muss. Es wird allerdings gemäß der meisten Master-Prüfungsordnungen erwartet, dass die Master Thesis in allen Teilen eigene kritische Positionierungen zum vorliegenden Forschungsstand aufweist. Ein Fehlen dieses Basiskriteriums der wissenschaftlichen Eigenleistung wird mit Sicherheit zu einer schlechteren Bewertung der Arbeit führen.
Grundprinzipien für die Gliederung
Das Anfertigen einer Masterarbeit setzt voraus, dass das fachliche Problemfeld in der Vielfalt der Forschungsbezüge erfasst und dargestellt wird. Diese Vielschichtigkeit für den Problemzugang und seine methodische Absicherung in der Durchführung müssen sich für Bearbeiter und Gutachter in der Gliederung erkennbar widerspiegeln. Sie soll dem Problemgegenstand angemessen komplex sein und gleichzeitig die Hauptgesichtspunkte der Untersuchung übersichtlich darstellen.
Das bedeutet, dass in der Grobgliederung der ‚rote Faden‘ klar erkennbar ist. Hierzu dient die Aufteilung in die Hauptkapitel mit den dazugehörigen Unterkapiteln, wobei in der ersten Arbeitsfassung direkt die Referenzquellen (Untersuchungsmaterialien, Autoren etc.) zur besseren Erstorientierung im Material mit benannt werden sollten. In der ersten Bearbeitungsphase kommt es darauf an, das Schreiben als vorläufigen Prozess zu betrachten, in dem es zunächst um das Sammeln von Material zu einem spezifischen Gliederungspunkt geht. Um Schreibblockaden in Anbetracht der Größe des Projekts von Anfang an zu unterbinden, bieten sich folgende Verfahren an:
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Gliederung der Hauptkapitel in klar definierte, das heißt voneinander abgegrenzte Unterkapitel
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konkrete Auffüllung dieser Unterkapitel mit Referenzautoren und -materialien
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Festhalten wichtiger Gesichtspunkte auch in vorläufigen Formulierungen
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Vermeiden von sprachlichen Ausformulierungen (sprachlicher Feinschliff)
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Vermeiden von Übergangsformulierungen für die einzelnen Kapitel (erst zum Schluss der Arbeit)
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Vermeiden von vollständigen Klärungsbemühungen, stattdessen Vertrauen auf den prozesshaften, mehrfach korrigierenden Arbeitsprozess
Mit dieser Aufteilung des Arbeitsprozesses in einen materialbetonten Herstellungsvorgang und einen späteren, auf Feinschliff und guten wissenschaftlichen Stil ausgerichteten Fertigstellungsprozess lässt sich viel Effizienz in der Bearbeitung erreichen.