Wissenschaftliche Arbeiten unterliegen einer doppelten kommunikativen Anforderung. Als Formen der Kommunikation erkenntnisrelevanter Sachverhalte sollten sie zum einen weitgehend sprachliche Klarheit aufweisen, um allgemein verständlich zu sein. Als explizite Beiträge zum wissenschaftlichen Fachdiskurs müssen sie zum anderen die wesentlichen Begriffe, mit denen argumentiert wird, fachsprachlich genau definieren. Beide Anforderungen setzen nicht nur einen klaren wissenschaftlichen Stil sowie ein Mindestmaß an sprachlicher Darstellungs- und Formulierungskompetenz voraus, sondern auch das Bemühen um eindeutige und übersichtliche Gliederung gehört hierzu.
Weil wissenschaftliche Arbeiten Erkenntnisse liefern sollen, sind sie von der Funktion entbunden, spannend oder unterhaltsam zu sein. Gleichwohl ist es empfehlenswert, für das Formulierungskonzept die maßgeblichen Adressatengruppen wissenschaftlicher Arbeiten mit zu bedenken. Diese sind im engeren Sinn die Gutachter (Prüfer) sowie die Fachöffentlichkeit, im weiteren Sinn die breitere Zielgruppe einer fachlich interessierten Öffentlichkeit. Aus diesem Breitenspektrum reeller wie virtueller Zielgruppen ergibt sich die Minimalforderung für jeden wissenschaftlichen Text, auch unabhängig vom Fach-Vorverständnis eines angenommenen Lesers verständlich und nachvollziehbar, das heißt, in jedem seiner Schritte transparent zu sein. Nur auf diese Weise kann das grundlegende Ziel wissenschaftlicher Arbeiten erreicht werden: Klarheit und Verständigung zu einem gegebenen Gegenstand zu schaffen.
Unabhängig von ihrem Anforderungsgrad bzw. von der Arbeitenart müssen wissenschaftliche Arbeiten daher generell
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deutlich machen, welchen thematischen Bezugsgegenstand sie behandeln
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logisch folgerichtig darlegen, in welchem Rahmen des fachlichen Diskurses sich das Untersuchungsvorhaben bewegt
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nachvollziehbar darlegen, auf welchem Weg die Erkenntnisse gewonnen wurden
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deutlich machen, welches der Eigenanteil an den erbrachten Erkenntnissen ist
Aus diesen generellen Kriterien für das wissenschaftliche Schreiben und Darstellen leiten sich die drei Grundkonventionen für wissenschaftliche Texte ab:
1 Sachlichkeit (Objektivität)
2 Verständlichkeit (Nachvollziehbarkeit)
3 Anschaulichkeit
1) Das Kriterium der grundsätzlichen Sachlichkeit (Objektivität) wissenschaftlicher Texte ergibt sich aus der ersten Grundforderung gegenüber wissenschaftlichen Arbeiten, wonach Erkenntnisse wie Untersuchungsschritte grundsätzlich begründet vorgetragen, überprüfbar und im Kontext einer definierten Forschungslage der scientific community abgesichert sein müssen.
Für den Prozess des wissenschaftlichen Formulierens bedeutet das: Wissenschaftssprache muss sich einer klaren Diktion und eines ebenso sachlichen wie präzisen Schreibstils bedienen. Alle persönlich gefärbten Formulierungen, die dem Blick auf das behandelte Thema nicht direkt dienen bzw. diesem abträglich sind, sollten vermieden werden. Insgesamt bedarf es einer durchgängigen Zurücknahme der persönlichen Meinung zugunsten des gegenstands- bzw. sachorientierten Arguments. Das bedeutet beispielsweise, soweit als möglich das Personalpronomen „Ich” zu vermeiden und stattdessen durch Passivkonstruktionen zu ersetzen, solange nicht ausdrücklich personenbezogene Entscheidungen formuliert werden („Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, …“). Zu den Gepflogenheiten der akademischen Formulierung siehe im Einzelnen Teil 2: Sprachliche Kriterien wissenschaftlicher Arbeiten.
2) Das Kriterium der Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit wissenschaftlich formulierter Aussagen ergibt sich ebenfalls aus einem Grundanspruch wissenschaftlicher Arbeiten. Sie sollen auch als spezialisierte Untersuchungen die gewonnenen Erkenntnisse verständlich präsentieren und kommunikativ vermitteln. Aus diesem Grund sind beispielsweise Verteidigungen von Dissertationen stets öffentlich und die Publikation einer Dissertation Bestandteil des Promotionsverfahrens. Im Prinzip gilt diese Anforderung für jede wissenschaftliche Arbeitenart – von der einfachen Facharbeit an.
Akademische Präsentationsformen erreichen die damit verbundene wissenschaftssprachliche Formulierungskompetenz in erster Linie durch sprachliche Korrektheit, Sachlichkeit und Deutlichkeit. Zum Beispiel, indem alle Kapitel den expliziten Bezug auf ihre leitende Fragestellung kenntlich machen, nicht zu viele Informationen in einem Satz transportiert werden und die Argumentation fach- bzw. wissenschaftssprachlich prägnant formuliert ist.
Bitte beachten: Berücksichtigen Sie die Besonderheiten des wissenschaftlichen Schreibprozesses (der wissenschaftlichen Diktion) wie in Teil 2: Wie schreibt man wissenschaftlich? ausgeführt.
3) Mit dem Kriterium der Anschaulichkeit verbinden sich alle Formen der Ergebnispräsentation, die durch Visualisierung und Visualisierungstechniken zur verbesserten Verständlichkeit wissenschaftlicher Gehalte beitragen.Eine obligatorische Verpflichtung wissenschaftlicher Präsentationen zur Anschaulichkeit ergibt sich nicht direkt aus den bereits besprochenen Kriterien wissenschaftlicher Darstellung, indirekt gleichwohl. Gerade die Präsentation häufig abstrakter wissenschaftlicher Erkenntnisse bedarf der Veranschaulichung. Grafische Schaubilder und tabellarische Darstellungen helfen, komplizierte Sachverhalte anschaulich zu machen.
Durch die Unterstützung interaktiver Präsentationsprogramme wie PowerPoint können grafisch oder tabellarisch präsentierte Untersuchungsergebnisse das schnellere und übersichtlichere Erfassen von Inhalten fördern. Insofern ergänzt das Anschaulichkeitskriterium wirksam die geforderte Sachlichkeit und Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Darstellung und sollte als Möglichkeit der Ergebnispräsentation in jeder Arbeit mit bedacht sein.