Wissenschaftliche Texte unterscheiden sich von populärwissenschaftlichen Darstellungen und vom Alltagswissen nicht nur durch ihre spezifische Genauigkeit in der Ausarbeitung. Wissenschaftliches Arbeiten zielt insgesamt auf eine andere Form des Wissens und der wissenschaftlichen Ergebnisverwertung ab. Es geht dabei nicht um „Stoffsammlungen“, sondern fundierte Analysen bestimmter Sachverhalte, Thesen oder Fragestellungen. Dass sich beide Herangehensweisen überschneiden können, ist unstrittig, jedoch gilt die wissenschaftliche Wertigkeit nur in eine Richtung: so können Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft beispielsweise das Alltagswissen beeinflussen. Umgekehrt jedoch ist Alltagswissen keine hinreichende Basis für wissenschaftliche Erkenntnis, denn ihm fehlt das wissenschaftlich-methodische Fundament.
Jeder wissenschaftlich Untersuchende muss über eine klare wissenschaftliche Zielstellung verfügen und sein Vorgehen in jeder einzelnen Bearbeitungsphase methodisch begründen können. Wissenschaftliche Analyse und Methodenbewusstsein sind Grundelemente im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens – und das auf jeder einzelnen Ausarbeitungsstufe.
Das Ziel des wissenschaftlichen Arbeitens ist entsprechend das Entwickeln begründeter Wahrheitsaussagen bzw. das Erarbeiten von Lösungswegen, die nicht subjektiv, sondern allgemein nachvollziehbar sind. Hierzu dient die wissenschaftlich-analytische Herangehensweise.
Das bedeutet erstens, dass alle Erkenntnisse durch Analyse eines gegebenen Untersuchungsgegenstands und auf Grundlage einer fachspezifischen Argumentation gewonnen werden. Das schließt die gewissenhafte Berücksichtigung der Positionen aus der Forschungsliteratur ein.
Die wissenschaftliche Herangehensweise bedeutet zweitens, dass alle Erkenntnisschritte durch ein spezifisches Methodenbewusstsein gesteuert werden. Erst wenn über die Art und Weise des fachspezifischen Vorgehens in jedem einzelnen Schritt der Bearbeitung die nötige Klarheit herrscht, erhalten die wissenschaftlichen Aussagen ihre allgemeine Gültigkeit, Aussagekraft und Bedeutung.
Um wissenschaftliches Arbeiten sicherzustellen, sind also ein methodisch-analytisches Vorgehen und eine methodenbewusste Theoriebildung notwendig, die den Erkenntnisprozess zwischen Problemstellung und Lösungsfindung konsequent begleitet. Die wissenschaftliche Literatur spricht in diesem Zusammenhang von systematischer bzw. methodischer Heuristik, womit das strukturierte, analytische und methodenbewusste Vorgehen vor, während und nach der Ausarbeitung eines wissenschaftlichen Themas gemeint ist.
Die folgenden Instrumente der systematischen Heuristik helfen, die einzelnen Schritte innerhalb eines komplexen Bearbeitungsfelds von Anfang an wissenschaftlich und übersichtlich zu strukturieren:
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der bewusst kritische Umgang mit dem zu bearbeitenden Quellen- und Datenmaterial (Literatur, Datensets, Quellenmaterialien aus Untersuchungen etc.)
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die analytische (d. h. kritisch ‚auflösende‘
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der bewusste Einsatz einer gewählten Bearbeitungs- und Untersuchungsmethode
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die analytische ‚Zerlegung‘
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die größtmögliche Präzisierung der grundlegenden Begriffe der Untersuchung gemäß der analytisch präzisierten Teilprobleme des Untersuchungsprojekts
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das Anlegen detaillierter Arbeitsschritte zur Disposition des konkreten, ggf. bereits überarbeiteten Arbeitsablaufs
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das fortlaufende Überprüfen von Untersuchungsverlauf, -ergebnissen und -methoden innerhalb des Bearbeitungsprozesses (‚Stimmigkeit‘
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die (Nach-)Kontrolle und eventuelle Korrektur von ursprünglich gewählter Aufgabenstellung und erreichten Ergebnissen
! Expertentipp: Für viele Dozenten und Gutachter ist der Gradmesser für die analytische Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit, wie genau und trennscharf zentrale Begriffe verwendet und definiert (das heißt ‚auseinandergehalten’) werden. Wer mit dem facheigenen Vokabular der Wissenschaftssprache gewissenhaft arbeitet und terminologische Präzision an den Tag legt, stellt Problem- und Methodenbewusstsein unter Beweis und bietet bei der detaillierten Prüfung des gewählten Forschungsdesigns weniger Angriffsfläche.