Stark normierte Textarten, wie die wissenschaftlichen Arbeiten, verfügen über Bewertungskriterien, durch die der gutachterliche Prozess persönlichkeitsneutral objektiviert werden kann. Das dazugehörige gewissenhafte Beachten der in den jeweiligen Fachbereichen gültigen Bewertungskriterien für die Beurteilung und Benotung schriftlicher Arbeiten sollte entsprechend eine Selbstverständlichkeit sein. Dadurch kann zum einen überprüft werden, ob die erbrachten Teilleistungen (einzelne Textteile) bereits die Kriterien erfüllen. Zum anderen kann durch vorgängiges Berücksichtigen die eigene Orientierungsarbeit wesentlich erleichtert werden.
Nicht persönlich gebundene Bewertungsmaßstäbe jeder wissenschaftlichen Arbeit sind die Anforderungen bzw. Vorgaben durch:
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die Studienordnung
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die Prüfungsordnung
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die fachspezifischen Regularien für Inhalt und Form der Arbeit
Demgegenüber steht der persönlich gebundene Bewertungsmaßstab, der sich aus den Schwerpunkten, Präferenzen, Vorgaben, Prioritäten und Eigenheiten des betreuenden Dozenten ergibt.
Soll die Arbeit das bestmögliche Ergebnis in der Bewertung erzielen, ist es erforderlich, beide Bewertungsmaßstäbe sehr gut zu kennen bzw. den prüfenden Blick des bewertenden Dozenten so weit wie möglich zu antizipieren.
! Expertentipp : Investieren Sie ausreichend Zeit im Vorfeld der Arbeit, um ein gutes Gefühl für die persönlichen Bewertungsgepflogenheiten Ihres Dozenten zu gewinnen. Neben der obligatorischen Sprechstunde hilft Ihnen hierbei vor allem der Blick auf bewertete Arbeiten Ihrer Kommilitonen. Finden Sie beispielsweise heraus, ob der Prüfer eine bestimmte fachwissenschaftliche Richtung oder Methodik vertreten sehen möchte oder eher positiv bewertet, dass Sie ausgeprägt kritisch mit etablierten Positionen umgehen.
Über das spezifische Anforderungsprofil für wissenschaftliche Texte gemäß der jeweiligen fachwissenschaftlichen Vorgaben hinaus gibt es eine Reihe genereller Vorgaben für wissenschaftliche Arbeiten.
Zwei Dimensionen zur Bewertung der wissenschaftlichen Gütequalität sind hierbei relevant:
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Die Art und Weise der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem thematisch gegebenen Gegenstand (Inhaltsdimension der Bewertung)
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Die formale Richtigkeit, Vollständigkeit und Angemessenheit der schriftlichen Formulierung der behandelten Inhalte (Form- und Ausdrucksdimension der Bewertung)
Während die Inhaltsdimension in der Bewertung dokumentieren soll, dass mit dem wissenschaftlichen Text ein selbstständiges Bewältigen der drei Dimensionen wissenschaftlicher Arbeiten erfolgte (s. 2.2), spiegelt sich in der Form- und Ausdrucksbewertung die Erwartungshaltung an die wissenschaftssprachliche Formulierungskompetenz des Autors wider.
Je nach Arbeitenart bzw. Fachstudiendauer gibt es in der Bewertungsskala durchaus erhebliche Abweichungen (die Facharbeit des 2. Semesters unterliegt anderen Bewertungsmaßstäben als die Masterarbeit). Unabhängig davon gilt, dass die Inhaltsdimension und die Ausdrucks- bzw. Formdimension im Bewertungsprozess zwingend zusammen gehören und bei der Konzeption, Durchführung und Korrektur der Arbeit unabhängig von den Präferenzen der jeweiligen Gutachter gleichmäßig zu berücksichtigen sind.
Die goldene Regel hierbei lautet:
Es so korrekt wie vorgegeben machen auf der Ebene der formalen Richtigkeit, Vollständigkeit und Angemessenheit.
Es so gut wie persönlich möglich machen auf der Ebene der inhaltlichen Themenbearbeitung!
! Expertentipp:
Um die Skala möglicher Bewertungskriterien einzugrenzen, empfiehlt sich bereits vor Beginn des wissenschaftlichen Arbeitsprojekts die Abklärung bzw. Eingrenzung der zugrunde gelegten Bewertungskriterien – zum einen mit Blick auf die persönlichen Schwerpunkte des Gutachters Ihrer Arbeit, zum anderen auf die fachbereichsspezifischen Kriterien. Investieren Sie lieber Zeit in einen Konsultationstermin bei Ihrem Fachdozenten statt in die Suche allgemeiner Empfehlungen. Sie können sich auf diese Weise nicht nur viel Zeit, sondern auch (später) unnötigen Frust ersparen.
Sind Sie in Ihrer Arbeit bereits fortgeschritten, machen Sie den Gegencheck 3 zur möglichen Fehleranalyse.