Das Zitieren von Quellen im Rahmen wissenschaftlicher Hausarbeiten ist die wesentliche Grundlage des Objektivitätsanspruchs wissenschaftlicher Arbeiten. Erst wenn Sie Ihre Argumentation durch passgenaue Bezugnahme auf den Erkenntnisstand anderer entwickeln, belegen Sie die Anschlussfähigkeit Ihrer Arbeit an den wissenschaftlichen Fachdiskurs.
Gleichzeitig gehört das richtige Zitieren von Quellen zu den für das wissenschaftliche Arbeiten grundlegenden Techniken, die der Gefahr des (unbeabsichtigten) Plagiats entgegenwirken. Quellenbezugnahme und Quellenbeleg stehen daher in jeder wissenschaftlichen Arbeit in enger Wechselwirkung.
Die expliziten Quellenbezüge dienen der Versachlichung und Legitimierung der eigenen Aussage in einem bestehenden Forschungskontext. Zugleich öffnen sie den erforderlichen Diskussionsrahmen der wissenschaftlichen Arbeit. Das Zitieren unterliegt fächerübergreifend gültigen Regeln. Die wichtigsten davon lauten:
1) Zitate müssen eine erklärende Funktion erfüllen
Diese Forderung ergibt sich aus dem Urheberrecht sowie der Anforderung an die wissenschaftliche Arbeit, eine eigenständige Leistung zu sein. Diese Forderung unterbindet, dass der wissenschaftliche Text lediglich eine Aneinanderreihung von Zitaten anderer Quellen darstellt.
2) Der Umfang des Zitats muss angemessen sein
Auch für diese Forderung ist das Urheberrecht der Hintergrund. Das uferlose Zitieren einer einzigen Quelle kann ein Hinweis auf fehlende Eigenständigkeit der Argumentation sein und wäre damit ein Verstoß gegen die Grundforderung wissenschaftlicher Arbeiten.
3) Zitierte Texte dürfen nicht verändert werden
Wird mit doppelten Anführungszeichen zitiert, bedeutet das zwingend, dass der wiedergegebene Text wortwörtlich korrekt wiedergegeben wird. Gewissenhaftigkeit und Fehlersensibilität sind hier unabdingbar. Eine Ausnahme stellt die Text-Paraphrase dar. Hier kann, unter Hinweis auf die Quelle, die Anpassung des Zitats an den eigenen Argumentationskontext erfolgen.
4) Zitierte Texte müssen bereits erschienen sein
Auch diese Forderung geht auf das Urheberrechtsgesetz zurück, wonach nur die öffentliche Publikation eine legitime Berufungsquelle darstellt. Diese Forderung ergibt sich aus dem Kriterium der Nachprüfbarkeit wissenschaftlicher Arbeiten.
Zitate (Belegstellen) sind in der Regel diejenigen Bestandteile des Textes, die aus anderen Texten (von anderen Autoren) übernommen wurden. Sie bedürfen grundsätzlich des formal eigenständigen und eindeutigen Nachweises, um zu vermeiden, dass Zitate von Dritten irrtümlicherweise als eigene Leistung aufgefasst werden bzw. ein Plagiatsvorwurf (‚geistiger Diebstahl‘
Zitiert im Rahmen der Argumentation wird entweder in der Form des
-
(wort-)wörtlichen Zitats (direktes Zitat)
oder des
- inhaltlichen Zitats (indirektes Zitat).
Das (wort-)wörtliche Zitat ist die identische Übernahme von Inhalt und formalem Duktus einer externen Belegstelle. Wörtliches Zitieren ist in denjenigen Fällen sinnvoll oder notwendig, wo die wortgenaue Wiedergabe unabdingbar ist, um die Eindeutigkeit im Inhalt und der sprachlichen Form des Originaltextes zu gewährleisten. Die wortwörtlich übernommenen Textteile stehen dabei stets in doppelten Anführungszeichen, jeweils am Zitatanfang und -ende.
Das wortwörtliche Zitat kann entweder innerhalb des eigenen Fließtextes, d. h. unter Anpassung der Satzzeichen, integriert auftreten (z. B. als Teilsatz oder ausschnitthaft zitierter Satz) oder es kann solitär bzw. herausgestellt im Fußnotentext oder Fließtext ausgewiesen sein (z. B. als vollständiger Satz oder auch als ganzer Abschnitt). Im letzteren Fall erfolgt in der Regel eine grafische Kennzeichnung durch veränderte Randsetzung (Einrückung), Zeilenschaltung (üblicherweise durch verkürzten Zeilenabstand) und Typensetzung (üblicherweise durch verkürzte Schriftgröße).
Das inhaltliche (indirekte) Zitat dient der sinngemäßen Wiedergabe wissenschaftlicher Inhalte fremder Originaltexte. Sinngemäßes Zitieren wird dann gewählt, wenn die detailgetreue wörtliche Wiedergabe nicht nötig ist (z. B. weil keine bestimmte Fachterminologie vorkommt) oder wenn aus darstellungsökonomischen Gründen ein verkürztes Darstellen des Textinhalts naheliegt. In diesem Fall wird auch von Text-Paraphrase bzw. Paraphrasierung gesprochen.
Der Vorteil dieser Zitiervariante besteht gegenüber dem wörtlichen Zitieren darin, dass in der Paraphrase der eigene Sprachstil weiterverwendet werden kann. Durch die inhaltliche Einbindung und sprachliche Anpassung des zitierten Materials in die eigene Argumentation entfällt zudem das separate Kommentieren von zitiertem Text. In bestimmten Fachrichtungen ist es üblich, im Haupttext die Text-Paraphrase zu verwenden und, im dazugehörigen Fußnotentext, das ausführliche, wörtliche Zitat wiederzugeben.
Die formale bibliografische Kennzeichnung der Paraphrase erfolgt in der Regel ohne doppelte Anführungszeichen, stattdessen durch den Hinweis „vgl.” (vergleiche) unmittelbar vor der Quellenangabe. In einigen geisteswissenschaftlichen Fächern ist auch der Zusatz „cf.“
Bitte beachten Sie insbesondere bei der Verwendung indirekter Zitate: Immer dann, wenn Sie eine Idee, die eindeutig mit einem bestimmten Autor verbunden bzw. von ihm übernommen ist, als Ihre eigene ausgeben, ohne auf den Autor zu verweisen (z. B. durch „vgl. …“), liegt eine Variante des geistigen Diebstahls (Plagiats) vor.
Zur Kennzeichnung von zitiertem Text in wissenschaftlichen Arbeiten in der Funktion des Quellenbelegs werden im europäischen und angelsächsischen Sprachraum drei Methoden unterschieden, auch Notationssysteme genannt. Sie sind jeweils funktional und fächerspezifisch für unterschiedliche Anwendungskontexte geeignet und entsprechend variabel einsetzbar. Innerhalb eines Fachs, einer Arbeitenart sowie innerhalb einer wissenschaftlichen Arbeit dürfen sie jedoch keinesfalls in gemischter Form auftreten.
Unterschieden wird das Zitieren in den folgenden gängigen Notationssystemen:
inhaltlichen Zitats (indirektes Zitat).
-
Harvard-Methode (Kurzform-Zitation)
-
ausführlicher Zitatnachweis (Langform-Zitation)
- abgewandelter Kurzbeleg (modifizierte Kurzform-Zitation)
Beim Zitieren nach der Harvard-Methode erfolgt die Quellenangabe im unmittelbaren Anschluss an das Zitat in runden Klammern. Maßgebliches Strukturmerkmal der Harvard-Zitation ist die dreiteilige Kurzform, bestehend aus den folgenden Angaben zum zitierten Werk: Autorenname (Nachname des Verfassers), Erscheinungsjahr und Position der zitierten Stelle (Spaltenangabe im Lexikon, Seitenangabe bei Büchern und Aufsätzen).
Beispiel:
(Foucault 2012, S. 98)
oder auch
(Foucault 2012: 98)
Der Vorteil der Harvard-Methode liegt in der ökonomischen Darstellungsform und der dadurch möglichen Positionierung direkt nach dem jeweiligen Quellenzitat. Auf diese Weise kann der Fußnotenapparat erheblich entlastet werden bzw. weniger komplexe wissenschaftliche Arbeitenarten (Essay, Praktikumsbericht, Hausarbeit) können ganz auf diesen verzichten. Traditionelle Anwendungsbereiche der Harvard-Zitation sind die sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fächer, teilweise auch die Kultur- und die Geisteswissenschaften (fächerabhängige Zitiermethoden).
Beim ausführlichen Zitatnachweis (Langform-Zitation) erfolgt die Quellenangabe nicht im unmittelbaren Anschluss an das Zitat, also im Haupttext selbst, sondern in der gesonderten Darstellung des Fußnotenbereichs. Maßgebliches Strukturmerkmal des Quellenbelegs durch die Fußnote ist ebenfalls eine Dreiteilung, bestehend aus dem Verweis im Text (durch die Fußnote), dem eigentlichen Fußnotentext mit dem Quellenbeleg im Fußbereich der Seite (unten) sowie der Angabe im Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit (im Anhang bzw. Apparat).
Üblich für den Quellennachweis in den Fußnoten ist bei der Erstnennung der verwendeten Quelle die vollständige Auflistung sämtlicher zugehöriger Angaben einschließlich Verlag und exakter Seitenangabe.
Beispiel:
Kornmeier, Martin (2008): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht. Für Bachelor, Master und Dissertation. 5., aktualisierte und erweiterte Auflage. (= UTB Uni-Taschenbücher 3154). Haupt Verlag: Bern, Stuttgart, Wien, S. 25-27.
Der Vorteil des ausführlichen Quellennachweises in den Fußnotenliegt zum einen in der verbesserten Lesbarkeit des Haupttextes, zum anderen wird dadurch der Fußnotenbereich zu einem wichtigen Bestandteil des Haupttextes selbst, etwa wenn unmittelbar im Anschluss an das Zitat ein (kritischer) Kommentar folgt oder ein Aspekt eröffnet wird, der eine Ergänzung zu dem im Haupttext Dargestellten bietet. Nachteilig kann sich je nach persönlicher Eigenart die tendenzielle „Aufblähung“
Traditionelle Anwendungsbereiche der Fußnoten-Zitation sind die geisteswissenschaftlichen Fächer wie Geschichte, Philosophie, Theologie und die meisten Philologien. Auch hier gibt es allerdings fächergebundene Zitiermethoden.
Das Zitieren in abgewandelter Kurzform (modifizierte Kurzform-Zitation) kann als verkürzte Harvard-Zitation oder als eine Art mittlere Variante zwischen Langzitation und Harvard-Methode bezeichnet werden. Diese Kurzbeleg-Methode findet ebenso in den geisteswissenschaftlichen Fächern wie in den sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fächern Verwendung. Zwei Hauptverwendungsformen lassen sich unterscheiden.
Bei der im deutschen Sprachraum vorwiegend von den Ingenieurwissenschaften genutzten Zitierform der AMS (American Mathematical Society) wird aus dem Autor- oder Herausgebernamen in eckigen Klammern eine reduzierte Kurzform aus drei bis vier Buchstaben gebildet. Diese wird unmittelbar an die Ziffer des ebenfalls verkürzten Erscheinungsjahres gekoppelt.
Beispiel
[Fouc12] (für Foucault 2012)
Bei der Zitierform des Fußnoten-Kurzbelegs , wie er in vielen kulturwissenschaftlichen Fächern verwendet wird, erscheint die abgebildete Quelle wie bei der Langzitation im Fußnotenbereich, allerdings stark verkürzt. Der Quellenbeleg erfolgt üblicherweise durch die Kombination von Autor-Nennung, Titelstichwort und Seitenzahlangabe.
Beispiel
Foucault, Überwachen, S. 13.
! Expertentipp: Verlassen Sie sich nicht ungeprüft auf die allgemeinen Empfehlungen zu den für wissenschaftliche Arbeit verbindlichen Zitierformen! Selbst die gewissenhafteste Lehrbuch-Literatur kann nicht die bibliografischen Besonderheiten und Gepflogenheiten Ihres Fachs, Ihres Hochschulstandorts und vor allem Ihres Gutachters kennen oder voraussehen.
Ebenso wenig empfehlenswert ist es, das Notationssystem aus der für Ihr Fach einschlägigen Forschungsliteratur einfach zu übernehmen. Wissenschaftliche Publikationsorgane und Verlage verwenden häufig eigene (in gesonderten style sheets normierte) Notationen, die nicht generell fachkonforme Zitierweisen verwenden. Orientieren Sie sich nach Möglichkeit unmittelbar an den Publikationen Ihres Dozenten oder an Handouts, die auch im Seminar Verwendung finden.
Für alle drei beschriebenen Notationssysteme ist in sämtlichen wissenschaftlichen Arbeitenarten am Schluss ein Literaturverzeichnis erforderlich, das dem Leser die Übersicht der in der Arbeit verwendeten Quellen ermöglicht.
Das Literaturverzeichnis weist fächerspezifische Varianten auf. Fächerübergreifend gilt allerdings, dass die einmal gewählte bibliografische Angabe einheitlich bzw. kontinuierlich verwendet werden muss. Nicht einheitliche bibliografische Angabe sind beispielsweise nicht nur wechselnde Positionen einzelner Komponenten (Verfassername und -vorname, Publikationsjahr, Verlag u. a.), sondern auch unterschiedliche Ausführlichkeit in den Angaben (z. B. mit oder ohne Angaben von Verlagen, Reihentiteln, Auflagen u. a.).
Literaturverzeichnisse enthalten in der Regel folgende Komponenten:
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Verfasser- oder Herausgebername
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Verfasser- oder Herausgebervorname
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Werktitel und Werkuntertitel
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Mitherausgeber oder Übersetzer
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Auflagenangaben (ab 2. Auflage; ggf. erweiterte oder verbesserte Auflage),
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Erscheinungsort und Erscheinungsjahr
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Verlagsangabe (optional)
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Reihentitel und/oder Bandzahl
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Anzahl der Bände (bei mehrbändigen Werken)
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Erscheinungsjahr der Übersetzung (bei übersetzten Werken)
! Expertentipp: In einigen Fächern bzw. bei einigen Dozenten ist es üblich, das Inhaltsverzeichnis in herausgehobener Weise grafisch zu gestalten. Das betrifft insbesondere die Gestaltung der Verfasser- bzw. Herausgebernamen, z. B. durch Großschreibung (Majuskeln), Kursivierung oder Fettdruck. Informieren Sie sich bei Ihrem Dozenten, inwiefern hierauf Wert gelegt wird. Kommen Sie hier Gepflogenheiten Ihres Prüfers oder Fachbereichs nach, um Ihre Gewissenhaftigkeit auch in den Formalia zum Ausdruck zu bringen.